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Harte Klänge lassen seit zwei Jahrzehnten den Berg wackeln

Wer hätte gedacht, dass Voice of Art einmal die 20. Auflage erlebt? 200 bis 500 Besucher pro Tag können nicht irren. Morgen startet das alternative Musikfestival auf dem Pfaffenberg.

Von Hans-Peter Kuppe
erschienen am 18.08.2016

Marcel Klapptische (links) ist schon seit 20 Jahren beim Voice-of-Art-Festival dabei und betreibt mit Silvio Czepik die Titty Twister Bar. Als Beleuchtung dienen bei ihnen alte Lampenschirme aus DDR-Zeiten.

Marcel Klapptische (links) ist schon seit 20 Jahren beim Voice-of-Art-Festival dabei und betreibt mit Silvio Czepik die Titty Twister Bar. Als Beleuchtung dienen bei ihnen alte Lampenschirme aus DDR-Zeiten.
Foto: Andreas Kretschel

Hohenstein-Ernstthal. Jacqueline Driese kennt ihre Aufgaben: „Beim Aufbau bin ich quasi das Mädchen für alles. Wenn es dann losgeht, stehe ich hinter der Bar“, sagt sie. Sie ist Mitglied im Verein Voice of Art und hat extra dafür Urlaub genommen. „Das tun die meisten von uns“, sagt die zierliche Frau, die sich nicht nur für alternative Musikstile, sondern auch für Literatur interessiert.

Sie gehört zu den rund 25 jungen Leuten um Vereinschef Karsten Böhm, die seit Dienstag für das Festival rotieren. Inzwischen ist das Festgelände auf dem Hohenstein-Ernstthaler Pfaffenberg eingezäunt, Techno-, Kunst-, Bar- und Hardcore-Zelt stehen. Auch die Hauptbühne ist gestern aufgebaut worden. „Das erledigt jetzt eine Firma, seit uns eine Windhose vor ein paar Jahren fast die Bühne Marke Eigenbau ruiniert hat“, erinnert sich die junge Frau, die zehn Jahre lang im Buchhandel ihre Brötchen verdient hat. Vieles erledigen die Macher des Festivals selbst. „Wir haben ja vom Handwerker bis zu studierten Leuten alles dabei.“ Sie selbst mag diese familiäre Atmosphäre im Verein und das Flair dieses kleinen Festivals. Besucherzahlen von 200 bis 500 Besuchern pro Tag sind nicht die Welt. „Ein paar mehr könnten es schon sein, aber wir wollen nicht Tausende auf den Pfaffenberg ziehen. Das könnten wir logistisch gar nicht stemmen, und es soll noch gemütlich und überschaubar bleiben.“

Was das Festival zu bieten hat, ist etwas für alternative jung gebliebene Musikliebhaber. „Hier waren schon 50-Jährige, die zum ersten Mal zum Festival kamen, von der Musik im Hardcorezelt begeistert. Das hat mich überrascht“, erinnert sich Jacqueline Driese. Ihr Ding sei das zwar nicht, aber dafür gibt es auf der Open-Air-Bühne ihre bevorzugten Klänge. Am Freitag starten dort Kaptayn (21 Uhr), This Love Is Deadly (22.30 Uhr) und Rotor (24 Uhr) durch. In der Zeltbühne geben sich ab 20.30 Uhr Outtakes, Embattle The Seraphim. The Creech, Vlada Ina, und die Crushing Caspars die nicht vorhandene Klinke in die Hand. Mit Halligalli und Schlagerparade habe das freilich nichts zu tun. Aber da seien auch Instrumentales und rockige Klänge zu hören.

Dass es beim Festival auch mal richtig laut werden kann, versteht sich von selbst. „Aber keine Sorge, bei mir an der Bar gibt es auch Earplugs“, sagt Jacqueline Driese. Damit meint sie herkömmliche Ohrstöpsel. In der Szene kommt man mit Deutsch nicht weit. Aber Neulinge, beziehungsweise Newcomer, lernen schnell, was ein Headbanger auf der Bühne ist: Dieses rhythmische Vor und Zurück mit der Langhaarfrisur, das durchaus sportlichen Charakter hat und gute Balance voraussetzt.

Bei den Bands geht es auch zum Festival Nummer 20 wieder bunt zu. Suralin und Dinkelbeats, die am Sonnabend auf der Bühne stehen, kommen aus Chemnitz. Besonders freut sich Jacqueline Driese auf My Sleeping Karma, eine Psychedelic-Rock-Band aus Aschaffenburg, die erst ab 24 Uhr an den Instrumenten ist. Am Sonnabend lassen es noch einmal sechs Bands auf der Open Air-Bühne krachen. Da beginnt das Programm bereits 16.45 Uhr mit Thanks And Get Ready.

Für die Zeltbühne haben sich noch einmal neun Bands angesagt. Insgesamt sind an zwei Tagen mehr als 20 Bands zu erleben. Für Macher und Besucher wird das ein musikalischer Marathon.